Auf ein Wort - unser virtuelles Café
Liebe Leserinnen und Leser!
Auf dieser Seite finden Sie Texte, die Sie einladen möchten, für einen kurzen Augenblick hier zu verweilen.
Stellen Sie sich vor, Sie sind in ein virtuelles Café reingegangen,
nur "auf ein Wort", es dauert nicht lange.
Viel Vergnügen dabei!
Übrigens:
Weitere Texte, die zum Nachdenken anregen wollen, finden Sie in unserem Archiv.
Auf ein Wort 2020
Der Sämann
In Mk 4, 3-20 erzählt Jesus die Gleichnisse vom Sämann
und der vielfachen Saat: Da kamen die Vögel und fraßen
die ausgesäten Körner.. Ein Teil der Saat fiel auf felsigen
Boden und verdorrte... Ein anderer Teil fiel auf guten
Boden und brachte Frucht; die Saat ging auf und wuchs
empor...
Neben den nahe am Text liegenden Deutungen („Auf
guten Boden ist das Wort bei denen gesät, die es hören
und aufnehmen und Frucht bringen...“ (Mk 4,20) kommen
hier auch andere Erfahrungen in den Blick: Menschen, die
mutlos und resigniert mit dem Gefühl leben, dass doch
alles umsonst oder verloren sei:
Im menschlichen Leben kann so manche Saat auf
steinigem Boden vertrocknen oder verweht werden, ohne
dass unsere Mühen eine Ernte lohnen würde. Erst wenn wir
Gott als den Sämann unseres Daseins glauben, können
Hagel und Stürme unseren Hoffnungen nichts anhaben.
Und die Vögel des Himmels tragen die ausgesäten Körner
auf fruchtbaren Boden...
Manfred Reichgeld (04.06.2020)
Allein die Liebe
Es sind die Augenblicke des Ergriffenseins, die ein Leben bestimmen. Es gibt das Ergriffensein durch den Schmerz, durch das Schöne, … durch die Liebe. Aus den Märchen unserer Kindertage wissen wir, dass einzig die Liebe die Kraft besitzt, glücklich und frei zu machen. Sie vermag uns über Berge und Meere zu tragen „in ein jenseitiges Land voller Zauber und Träume“.
In seinem 1. Brief an die Korinther schreibt der Apostel Paulus: „Die Liebe ist langmütig, gütig, nicht eifersüchtig, sie ist nicht unanständig und sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie erträgt alles, hofft alles, übersteht alles. Die Liebe hört nie auf... (1 Kor 13, 4-7).
Die Liebe – der Grund und der Ursprung allen Seins – lässt uns leben. Sie ist die Kraft, die uns durchfließt und uns zu dem erhebt, wozu wir selbst niemals imstande wären. Und doch ist die Liebe unendlich mehr als alles andere. In und über allem steht jemand, der auf uns als Menschen mit jener unüberbietbaren Energie zu wirken vermag, die wir „Liebe“ nennen. Diese Liebe trägt uns über Berge und Meere und zuletzt in ein jenseitiges Land voller Zauber und (dann erfüllter) Träume.
Wüsste ich alle Geheimnisse und besäße ich alle Erkenntnis, doch hätte ich die Liebe nicht, wäre ich ein Nichts“ (1 Kor 13, 2).
Manfred Reichgeld (01.05.20)
Ostern 2020 - Friede sei mit euch
Der auferstandene Christus ist den Jüngern erschienen – doch zunächst erkennen sie ihn nicht. Nur wo ER das Sehen gibt, wird er gesehen, man berührt ihn und doch ist er unberührbar, er ist derselbe und doch ganz anders. Auferstehung ist kein Zurückkehren in irdisches Leben, sondern Auferstehen in das Leben Gottes.
Am leeren Grab sagt de Engel zu den drei Frauen: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ Anders formuliert: Christus hat die Himmel durchschritten und sitzet zur Rechten Gottes. - Auferstehung ist ein Geschehen in Gott, ein Mysterium des unzugänglichen göttlichen Lebens. - Die Dunkelheit des Karfreitags ist vergangen. Jesus zeigt sich seinen Jüngern, er bleibt nicht im Tod. Was bleibt, sind Schmerzen und Wunden und die Kreuze in der Welt, die wir selbst errichten.
Die Jünger sind verängstigt. Sie haben alles verloren, worauf sie sich verlassen haben. Da tritt Jesus in ihre Mitte und nimmt sie mit ihren Zweifeln und Ängsten an: „Friede sei mit euch!“ Zu Thomas sagt er: „Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du. Selig sind die, nicht nicht sehen und doch glauben.“ - Ostern – das ist für uns der neue Tag, der niemals endet – durch Jesus, den Christus, der für uns Mensch war und für uns zum Himmel auf Erden wurde.
Guter Gott,
Wir wissen uns auch in dieser Zeit der Bewährung
in Leid und Schmerz
von Deiner grenzenlosen Liebe umfangen und bewahrt.
Dir vertrauen wir, dass alles gut werden wird.
Amen.
Manfred Reichgeld (04.04.2020)
Wahr und wirklich
Was ist wahr? Was ist wirklich? Das sind Fragen, denen wir in ganz unterschiedlichen Situationen unseres Lebens nachgehen und auf die wir je und dann Antworten finden, nicht selten ohne die letzte Sicherheit, die wir suchen.
Wir glauben, dass der Gott des Lebens und der Liebe wahr und wirklich ist, wohl „wissend“, dass diese Wirklichkeit unserer Träume und Hoffnungen wirklicher ist als die reale, greifbare Wirklichkeit, die uns umgibt und die wir als solche wahrnehmen. In der Nacht das Licht sehen und die verborgenen Sprachen zwischen Himmel und Erde hören ist für unser Verständnis von uns selbst wirklicher als das äußerlich Sichtbare, das unseren „Wahrnehmungen des Herzens“ entgegensteht.
Unser Glaube an Gott hilft uns, die Welt und die Stellung der Menschen in ihr zu verstehen und entsprechend zu handeln – trotz aller Grenzen, dem Leid und der seelischen und materielllen Armut, die uns umgeben.
(Manfred Reichgeld 17.02.2020)
Auf ein Wort - 2019
Weihnachten 2019
„Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit“ (Joh 1,14). - Maria und Josef sind von Nazareth nach Bethlehem unterwegs. Dort stehen sie vor verschlossenen und zugeschlagenen Türen. Für die dahinter ist das allemal bequemer und unverfänglicher. Das ist heute nicht anders.
Weihnachten – ein Fest der Liebe? Zu allererst ein Fest des Geliebtseins, zuerst und für immer von dem, der nie damit aufhört, nicht im Versagen, der Schuld und nicht im Tod. Seit die Geschichte vom Kind in der Krippe erzählt wird, gibt sich Gott in Jesus zu erkennen, damit wir mit ihm und mit uns selbst leben können – jetzt und über den Tag hinaus.
Weihnachten. Unser Leben ist mehr als wir sehen und wahrzunehmen glauben. Seit Jesus in die Welt kam, ist alles durchdrungen von seiner Gegenwart. In der Tiefe jeden Lebens ist Gott, unsichtbar, verborgen vielleicht, aber er ist da. Das verändert alles: „Weil Gott in tiefster Nacht erschien, kann unsere Nacht nicht endlos sein.“
Weihnachten. In der Mitte der Nacht beginnt der neue Tag, der niemals endet. Ein Wunder. Ja, ein Wunder!
Manfred Reichgeld (15.11.19)
Wer von euch ohne Sünde ist
Auf dem Tempelplatz in Jerusalem.
Gesetzeslehrer und Schriftgelehrte bringen eine junge Frau
zu Jesus, die sie beim Ehebruch ergriffen haben...
„Nun, was sagst du?“ fragen sie Jesus. (Joh 7,53-8,11)
Hier und jetzt wird Jesus erklären müssen, wie er zu den Gesetzen des Moses und der mündlichen Tradition steht, die Ehebrecher aus dem Kreis der Lebenden ausschließt. Redet Jesus wie bisher, wird er erachtet als gefährlicher denn die Ehebrecherin selber. Lässt er sich auf das ein, was die Schriftgelehrten und Gesetzeslehrer schon immer gesagt haben: Die Frau hat gegen die Liebe Gottes und gegen das Gesetz verstoßen, daher verdient sie die gerechte Strafe...
Dass Jesus nur entfernt gedacht haben könnte, Gewalt gegen Gewalt zu setzen... „Nun, was sagst du?“ fragen sie Jeus. - „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.“ In Joh 7,53-8,11 vereinigt sich alles, was Jesus wollte: nicht Recht und Gerichtigkeit fordern, sondern zu sehen, was Menschen nötig haben, um zu leben... Gott als den gütigen Vater zu lehren, bereit und ohne Vorleistung jedem alles zu vergeben. Verstehen und vergeben statt aufrechnen und verurteilen, das ist die Vision Jesu von einem neuen Anfang.
Manfred Reichgeld (04.10.19)
Grenzenlos
Grenzen – wie wir dazu stehen? Das kann wie so vieles in unserem Leben ganz unterschiedlich sein. Um ihrer selbst willen können Grenzen als wertvoll erachtet werden, als notwendig oder unerträglich, wenn wir sie einschränkend oder als Mangel erfahren. Die Frage „Was wird sein, wenn wir am Ende unseres irdischen Lebensweges angekommen sind?“ beschreibt eine „Grenze“ und geht gedanklich zugleich darüber hinaus.
Wir glauben und hoffen, dass der Tod nicht endgültig ist, sondern ein neuer Anfang. Wir vertrauen der göttlichen Zusage, dass sich nach dem, was uns jetzt verborgen bleibt und unbegreiflich erscheint, Licht und Weite auftun und ein „Leben in Fülle“ erwartet – so wie es Jesus verheißen hat:
„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben“ (Joh 11,25). Begrenzt ist unser Leben. Grenzenlos ist die Liebe Gottes – von Anfang an und über alle Zeit hinaus.
Manfred Reichgeld (05.06.19)
Aus anderer Sicht
Nicht wenige Probleme und Irritationen in unserem Leben entstehen dadurch, dass wir unsere Sicht der Dinge als die richtige oder allein mögliche behaupten. Wenn wir auf dem eigenen Recht bestehen, wie selbstverständlich entsprechende Reaktionen erwarten und alles andere nicht vorstellbar erscheint, ist dies nur die eine Seite – unvollständig und konfliktträchtig zugleich. Gelingt es uns aber, die eigene Befindlichkeit (auch) aus anderer Sicht zu denken, entstehen neue Perspektiven und tieferes Verstehen...
Nehmen wir die eigene Situation aus der „Sicht Gottes“ an - „Ich bin bei euch...“ -, relativieren sich Sorgen und Ängste und das, was uns bedrängt und unvollkommen erscheint: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen... Ich bin die Wahrheit und das Leben... Ihr seid das Salz der Erde... Wo ich bin, da werdet auch ihr sein...“
Das sind nicht unverbindliche Reden oder literarische Entwürfe, sondern konkrete Angebote und Antworten Gottes in der Botschaft Jesu. Indem wir dem glaubend und hoffend folgen, begeben wir uns in eine (innere) Wirklichkeit, die „wahrer“ ist als das, was uns sichtbar vor Augen kommt. „Wahrer“ meint auch, was uns aufhilft und stärkt und offener macht „auf ein Du und ein Wir hin“.
Manfred Reichgeld (22.02.19)
Gemeinschaft
Die Ablehnung, die Jesus durch die Schriftgelehrten und die Frommen seiner Zeit erfuhr, lag nicht nur in dem außergewöhnlichen Anspruch seiner Verkündigung, sondern auch in seiner besonderen Zuwendung zu den Menschen, die „nach dem Gesetz“ als Sünder von Gott als endgültig Verstoßene galten.
„Als die Schriftgelehrten sahen, dass Jesus mit Zöllnern und Sündern aß, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann er zusammen mit Zöllnern und Sündern essen.“ Die Antwort Jesu ist eindeutig: Mit dem Verweis auf Gottes Freude über die Umkehr des „verlorenen Sohnes“ (Lk 15) benennt er sein Verhalten und seinen Anspruch, in seinem eigenen Leben und Wirken Gottes Sein und Handeln abzubilden: „Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten“ (Mt 2,17).
Im Judentum bedeutet Tischgemeinschaft zugleich Lebensgemeinschaft und damit die grundsätzliche Annahme des Anderen. Jesus nimmt die Sünder in die Gemeinschaft mit Gott auf. Aus dieser Gemeinschaft können wir uns nur selbst entfernen.
Manfred Reichgeld (01.02.19)
Wer ist er?
Als Jesus in der Einsamkeit betete, fragte er die Jünger: „Für wen halten mich die Menschen? … Und ihr, für wen haltet ihr mich? … Petrus antwortete: „Für den Messias Gottes“ (Lk 9, 18-24).
Auch die, die Jesus begegneten, als er lehrend und heilend durch die Dörfer Galiläas zog, fragen: Wer ist er? Die in den Evangelien vielfältig bezeugten Antworten ersparen uns nicht die weitergehenden Fragen und die eigenen Antworten darauf: Wer ist Jesus für mich? Finde ich in ihm und auf ihn hin meine eigene Identität und den meinen Möglichkeiten gemäßen Lebensentwurf? Gelingt es mir, in der Liebe zu wachsen und das anzunehmen und zu leben, was an göttlichem Reichtum in mir liegt? …
Es wird leicht übersehen, dass uns Jesus keinen bequemen Weg verspricht. Seinen Jüngern und uns sagt er: „Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst und nehme täglich sein Kreuz auf sich“ (Lk 9,23). - Das Ziel dieses Weges ist in Joh 8,12 genannt: „So spricht der Herr: Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird das Licht des Lebens haben.“
Manfred Reichgeld (02.01.19)
Auf ein Wort - 2018
Weihnachten 2018
Weihnachten … Bethlehem … das neugeborene Kind in der Krippe, von dem in Kol 1, 12-20 gesagt wird: „Er (Christus) ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung.“
Wie in Bildern Unsichtbares sichtbar werden kann, so ist in Jesus das Geheimnis, das wir Gott nennen, sichtbar geworden – und greifbar in dem, was uns der unbegreifliche Gott des Lebens und der Liebe zugedacht hat: „In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen, und das Licht leuchtet in der Finsternis...“ In Bethlehem wird endgültig sichtbar, wer und wie Gott ist und wie er uns von Anfang an gedacht und gewollt hat: frei, gleich und geschwisterlich.
Tief in unserem Innern lebt der Traum, wenn doch immer mehr wahr würde, was mit der Menschwerdung Gottes in Bethlehem begonnen hat... - Weihnachten: der unsichtbare Gott tritt an unsere Seite und bietet uns an: Ich bin bei dir, jetzt und über alle Zeit hinaus.
Von dieser Hoffnung leben wir: Niemals mehr wird das Licht von Betlehem verlöschen – und nicht verstummen werden die verborgenen Sprachen zwischen Himmel und Erde.
Manfred Reichgeld (04.12.18)
Die Frage aller Fragen
Gott ist unendlich größer als alle unsere Begriffe und Bilder und jenseits von dem, worüber Größeres nicht gedacht oder auch nur erahnt werden kann. - Wir sprechen (bildhaft) von den verborgenen Sprachen zwischen Himmel und Erde, vom Licht in der Dunkelheit, … In keiner Rede und in keinem Bild „haben“ wir Gott. Und doch glauben wir, dass wir auf der Suche nach „Ihm“ nicht ins Leere laufen und nicht nur hoffend und sehnend von einer unerreichbaren Wirklichkeit sprechen.
Gott ist der Gott der Menschen, der sich durch Wort und Tat in der Geschichte zu erkennen gibt – unüberbietbar und endgültig in der Person Jesu, der uns in ganz einmaliger Weise Gott als „Unser Vater“ lehrt, als den, der dem Verlorenen nachgeht, der uns wie Freunde anredet und in seine Gemeinschaft einlädt.
Gottes Liebe und Treue zu den Menschen wird dadurch offenbar, dass er Jesus nicht im Tode lässt, sondern ihn auferweckt zu einem neuen, endgültigen Leben – der Anfang und der Grund für das, was uns als „Ewiges Leben“ zugesagt ist: „Wie ich lebe, so werdet auch ihr leben.“ - „Gott ist die Liebe.“ Das ist die zusammenfassende Antwort des Neuen Testaments auf die Frage aller Fragen.
Manfred Reichgeld (13.11.18)
Gott ist die Liebe
Wenn wir in den Texten des Neuen Testaments auf Jesus schauen, auf das, was er gesagt und getan und wie er gelebt hat, erfahren wir, wer und was Gott ist: „Wer an den Vater glaubt, der glaubt an den Sohn und wer an den Sohn glaubt, der glaubt an den Vater (1 Joh 4,16-21). In Jesus sehen wir das Wesen Gottes: die ewige, grenzenlose, vollkommene Liebe.
Wer Gott als die Liebe entdeckt, geht wie von außen nach innen, fühlt sich gedrängt, selbst aus Liebe zu handeln und sein Leben darin bestimmt zu sehen – für sich und für andere. Wer aus der Liebe lebt, weiß sich geborgen in der „ewigen Liebe“, die uns in dem was Jesus sagt und tut wegweisend vor Augen kommt.
Wir wissen, dass das Feine und Schöne oft auch zerbrechlich und leicht zu zerstören ist. Das gilt auch für die Liebe – wenn wir wie gelähmt stehen bleiben, mutlos und ohne Zuversicht und nur um uns selbst kreisend allein unterwegs sind, suchen – und ohne Liebe – nicht ankommen.
Gott ist die einzige Hoffnung des Menschen, dass am Ende alle Tränen abgewischt sind und die Liebe obsiegt.
Manfred Reichgeld (12.10.18)
Hoffnung
Fragen wir unseren Sprachgebrauch, was unter Hoffnung zu verstehen sei, worauf sie sich richtet und was in ihr „erhofft“ werde, so lässt sich sehr allgemein sagen, dass es (mit uns selbst) gut ausgehe, dass sich „etwas“ erfüllt und wir zuletzt ein glückliches Ende erwarten. - Je unterschiedlich hoffen wir auf ein erfülltes Leben, auf einen schneereichen oder milden Winter, auf sonniges Urlaubswetter usf.
„Der Mensch ist von Geburt und von Schöpfungswegen und bis in den Kern seiner Natur ein hoffendes Wesen“ (J. Pieper). Neben den vielen kleinen und größeren täglichen Hoffnungen hoffen wir zuletzt auf das, was am Ende unverrückbar bleibt und über Zeit und Raum hinaus Bestand hat: auf das Ganz-sein und Heil-werden in der Liebe Gottes.
Dieser Liebe kommen wir nah, erfahren sie selbst und können sie weitergeben, wenn wir uns dem göttlichen Wirken öffnen: hören und glauben, dass wir in allem angenommen sind, auch in dem, was uns hoffnungslos erscheint. Die vier Worte aus dem Psalm 23 „Du bist bei mir“ sind der Ur-Grund unserer Hoffnung: Wir können der göttlichen Liebe vertrauen, die uns ins Leben rief und diesen Ruf niemals mehr zurücknimmt.
Manfred Reichgeld (13.08,18)
Die Mitte der Zeit
Wir leben in Zeit und Raum, blicken zurück auf das, was war und mehr noch sind wir auf der Suche nach unserer Zukunft. Im Vertrauen auf die in Jesus verbürgte Verheißung Gottes wissen wir, wer alles Zukünftige in Händen hält: Der am Anfang war, wird über alle Zeit hinaus auch das Ende bestimmen.
Mit dem in der „Mitte der Zeit“ erschienenen Gottessohn ist menschliches Zeitmaß mit den immer neu sich wiederholenden Naturabläufen aufgehoben und durch die Zeitgabe Gottes ersetzt. Jeder Tag wird jetzt zu einem einmaligen, einzigartigen Geschehen, bleibend und in die Zukunft bestimmt. Nicht nach „ewig ehernen Gesetzen“, wie Goethe meinte, ohne Mitte und ohne Anfang und Ende leben wir, sondern unumkehrbar auf jenes 'Du' hin, das wir Gott nennen.
Vertrauen wir der göttlichen Verheißung: Mit Ostern ist der Kreislauf von Stirb und Werde für immer unterbrochen: Wir sind nicht mehr der Schöpfung unterworfen und ihren Gesetzen, weil wir die Zukunft nicht mehr suchen müssen. In Gal 5,1 und 13 heißt es: „Zur Freiheit seid ihr berufen... Lasst euch nicht wieder unter das knechtische Joch fangen.“
Manfred Reichgeld (13.06.18)
Neuanfang
In den Texten des Neuen Testaments wird deutlich, dass Jesus nicht hier und da ein wenig verändern, sondern einen umfassenden, wirklichen Neuanfang wollte. Gegen die dämonischen Kräfte und die Gottesferne setzte er das unbedingte Vertrauen, die Befreiung des Einzelnen zur Selbsterkenntnis und zur Entfaltung der eignen Identität.
Dass die Pharisäer und Schriftgelehrten sich gegen das Weltbild, in dem Jesus lebte und dachte, mit aller Macht zu wehren suchten („Ist es am Sabbat erlaubt zu heilen?“ …) erfahren wir in allen Evangelien.
Neuanfang im Sinne Jesu meint nicht „Abriss“ oder „Zerstörung“, sondern Wiederherstellung, Aufrichtung, Gesundung von Krankheit, jeden Einzelnen in seiner Eigenart verstehen und annehmen, gelten lassen, was uns in unseren Träumen und Hoffnungen bewegt, mich auch mit meinen Fehlern und Nichtigkeiten angenommen und geliebt zu wissen.
„Nur Gott ist gut.“ Nichts kann tröstender, befreienden und heilender wirken als dieses Wort Jesu, das alle Fragen löst.
Manfred Reichgeld (01.05.18)
Ostern 2018
Der Tod ist nicht mehr, Jesus lebt. - Am leeren Grab sagte der Engel zu den Frauen: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ Maria ist mit Salböl und Tüchern zum Grab gekommen. Und sie geht mit einem Auftrag und einer großen Hoffnung.
Maria darf den toten Körper nicht berühren und den auferstandenen Leib auch nicht. Und doch ist sie zutiefst berührt. „Ich habe den auferstandenen Herrn gesehen“, sagt sie. Alles in ihr bewegt sich. Für sie und für uns beginnt ein neues Leben.
Liebe geht durch den Tod hindurch und verwandelt uns – wenn wir das wollen. Von diesem Umschwung erzählt das Evangelium: Hinausgehen in die Welt und Jesus nachfolgen, mit dem Tod zu leben und auf Verwandlung zu hoffen. Für Maria von Magdala und für uns beginnt Auferstehung damit, dass wir uns berühren und bewegen lassen und die Weite des Lebens suchen. - „Geh hin und erzähle es den deinen“, sagt Jesus.
Maria sucht den toten Jesus. Deshalb muss der Lebendige sie ansprechen. Er ruft sie mit Namen: „Maria!“ Da, so heißt es, erkennt sie ihn. Es ist nicht alles vorbei. Jesus lebt. Von nun an beginnt der neue Tag, der niemals endet. Auch uns ruft Jesus ins ewige, unverlierbare Leben: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein (Jes 43,1).
Manfred Reichgeld (21.03.18)
Einander annehmen
So wie ihr in allem angenommen seid, sollt ihr auch einander annehmen... „Der Größte unter euch soll euer Diener sein“ (Mt 20,26)... In dem, was Jesus in Gleichnissen und sprachlichen Bildern sagt, lassen sich nicht Regeln oder Vorschriften erkennen, die zu überprüfen oder einzufordern wären. Es geht Jesus um einen neuen Anfang. „Einander annehmen“ lässt sich nicht in Rechte und Gesetze fassen und nicht so verhandeln wie die täglichen Dinge des Lebens.
Wir wissen: Auf dem eigenen Recht bestehen und das erlittene Unrecht mit der Forderung nach Strafe oder Wiedergutmachung zu verbinden, beseitigt nicht das Leid, es verschiebt es nur – und der Andere steht noch schlechter da als zuvor. Ein neuer Anfang ist möglich, wenn es uns gelingt, auf das zu blicken und zu verstehen, was der „Situation“/dem Unrecht vorausgegangen ist, „hinzusehen“ auf mögliche Ursachen, Motive und Prägungen - und „abzusehen“ von dem, was als einengend und demütigend empfunden wird.
So ist Jesus den Menschen seiner Zeit begegnet; er lädt uns ein, es ihm gleichzutun: … hinsehen … absehen … neu beginnen.
Manfred Reichgeld (06.02.18)
Auf ein Wort - 2017
Weihnachten 2017
„Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren, er ist der Messias, der Herr – das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet“ (Joh 12,9).
Von den vergänglichen und verlöschenden Lichtern in und um uns wendet sich unser Blick auf das Kind in der Krippe, das erwärmende und erleuchtende Licht, die frohe und heil machende Botschaft, der neue Anfang, der uns den Weg zu Gott ebnet. Mitten in der Finsternis erstrahlt das wahre Licht, unsere Hoffnung in Leid und Angst, dass zuletzt alle Tränen getrocknet werden und sich Dunkel und Kälte wandeln in Christus.
Wo unser Weg von dem hellen Licht der Weihnacht beleuchtet wird, da blenden uns die „äußeren Lichter“ weniger, und was scheinbar glänzend daherkommt, erscheint in einem anderen Licht. Jesus möchte, dass wir sein Licht an andere weitergeben und gemeinsam unterwegs sind. Wenn unser Licht einlädt und Wärme verbreitet, folgen wir dem, was Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht in der Finsternis bleiben, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh 8,12).
Manfred Reichgeld (22.12.17)
Das Wesentliche ist unsichtbar
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“ (Exupéry).
Glauben ist nicht Wissen – das ist wohl wahr. Ein solches Reden – manchmal mit negativem Unterton – sagt aber nicht, dass Wissen, weil uns die Dinge unmittelbar vor Augen kommen, in sich einen größeren Wert besitzt als andere Zugänge zur Wirklichkeit.
Ich glaube dir... Ich glaube, dass das, was du sagst, wahr und wirklich ist... Ich glaube, dass der Gott des Lebens und der Liebe in und mit mir ist... Das für uns nicht Verfügbare für wahr und wirklich halten, ist dem, was wir (beweisbar) wissen, nicht unterlegen.
Ohne das, was wir „glauben“ nennen, wäre das (tägliche) Zusammenleben der Menschen gar nicht vorstellbar – wiewohl wir immer die Freiheit haben, auch nein zu sagen zu dem, was beansprucht, glaubend angenommen zu werden.
„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde...“ Liegt darin nicht unendlich mehr Sinn als in allem Wissen, das sichtbar vor uns kommt? – Mit Exupéry sind wir der Meinung: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Manfred Reichgeld (23.11.17)
Frei und erlöst
In den Texten des Neuen Testaments wird deutlich, dass sich die wirklichen Fragen des Lebens nicht durch moralische Anweisungen und nicht „durch das Gesetz“ lösen lassen – so wie es die Pharisäer und Schriftgelehrten glaubten.
Es war die Erfahrung von Jesus, dass äußere Tugendkataloge, Postulate und Imperative Menschen in ihrer Entwicklung eher blockieren als sie voranbringen, und zwar nicht, weil die moralischen Zielsetzungen an sich selbst verkehrt wären, sondern weil sie immer weiter ins Unrecht setzen, wenn sie nicht erreicht werden: „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“
Jesus wollte jedem Einzelnen den Wert und die Größe seiner eigenen Persönlichkeit wiederzuentdecken helfen – nicht fordern, sich intensiver, nützlicher oder sonst wie einer äußeren Ordnung anzupassen: „Der Sabbat ist für die Menschen da.“
Den Menschen damals in Galiläa und Jerusalem und uns heute sagt Jesus: Ich will, dass ihr eins seid und frei und euch entfaltet wie es eurem göttlichen Wesen entspricht. Vertraut eurem himmlischen Vater, der euch ins Leben rief und diesen Ruf niemals mehr zurücknimmt...
Manfred Reichgeld (06.11.17)
Vertrauen
So wie das Kind Mutter und Vater vertraut und in ihrer Zuneigung und Liebe den wichtigsten Halt erlebt, so erfahren wir in der Haltung des Vertrauens mehr und mehr Zuversicht und eigene Freiheit. Umgekehrt: Ohne Vertrauen würde sich alles in und um uns in nicht endende Angst und Hoffnungslosigkeit verwandeln.
Auf der Suche nach dem (Ur-)Grund unseres Vertrauens finden wir in der Botschaft Jesu den Halt, der uns „über Berge und Täler“ trägt, den Sinn allen Lebens, den Grund unserer Hoffnung, den Jesus Gott nennt – seinen und unseren Vater.
Gott, den Urgrund allen Vertrauens, finden... verändert: durchbricht den Zwang, alles richtig machen zu müssen, anerkannt zu werden und in scheinbarer Sicherheit zu wissen, wo es langgeht... „Gott vertrauen“ bringt uns gleichsam vor uns selbst und befreit von den Krämpfen und Vergeblichkeiten, die uns lähmen.
Das Bedürfnis nach absoluter Sicherheit scheint dem Denken und Empfinden des Menschen wesenseigen zu sein. Ohne sie je (ganz) zu erreichen: am nächsten kommen wir dieser Sicherheit/Sehnsucht, wenn wir dem Grund unseres Seins vertrauen - dem Gott des Lebens und der Liebe.
Manfred Reichgeld (29.09.17)
Die Liebe macht alles neu
In der Liebe wachsen... Das ist die Botschaft Jesu. – In der Liebe wachsen, heißt, der Sprache der Seele entschiedener zu folgen als der Sprache der Sinne. Wir nähern uns dem, was Exupèry „das Eigentliche ist unsichtbar“ nennt, wenn wir mit den Augen der Liebe sehen – und entsprechend handeln.
Nicht in äußeren Dingen – in einer gemeinsamen Aufgabe z.B. – kommen sich Menschen am nächsten, sondern in dem, was sie untrennbar verbindet: In der Freude, im Glück, in der Liebe – und in der Sprache, die sie dazu finden. Von Jesus wissen wir: Wir sind Gott am nächsten, wenn wir den Menschen nah sind. In dieser Nähe ahnen wir etwas von dem, was unser wahres Wesen ausmacht und was uns zuletzt gemeinsam emporträgt „in ein jenseitiges Land voller Zauber und Träume“.
Allein die Liebe macht alles neu, sie vermag zu trösten und zu heilen, aufzubrechen, was verschlossen ist... Die Liebe, die wir empfangen und weitergeben, lässt uns ahnen und glauben, dass sich hinter allen Grenzen Licht und Weite auftun und unsere Träume Wirklichkeit werden: GOTT.
Manfred Reichgeld (17.08.17)
Einen Menschen haben
Im Johannes-Evangelium (5, 1-18) wird die Geschichte von den Kranken am Teich Bethesda erzählt, die auf einen Engel warten, der das Wasser bewegen soll. Wer dann als erster ins Wasser kommt, wird gesund. – Jesus spricht mit einem Kranken: „Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich trägt. Da sagte Jesus zu ihm: Steh auf, nimm deine Bahre und geh!“
So lange ein Kranker sagen muss: „Ich habe keinen Menschen...“, so lange sind die Bindungen der Menschen aneinander verzerrt oder zerstört. Krankheit ist dem Neuen Testament zufolge nicht eine „eigene Angelegenheit“, die jeder für sich allein zu behandeln hat.
Der Kranke am Teich von Bethesda – entfremdet von den Menschen um ihn – sagt, warum er noch krank ist: weil er keinen Menschen hat. Er ruft um Hilfe. Die Antwort Jesu ist eindeutig: Ich will, dass ihr eins seid. Überwindet alles, was euch trennt und blind macht zu hören und zu sehen. Keinen-Menschen-Haben ist eine Perversion des Lebens, das Gott euch zugedacht hat.
Durch unseren Sinn und unsere Hände kann die Vision Jesu wahr werden: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“
Manfred Reichgeld (30.06.17)
Pfingsten 2017
Das Brausen vom Himmel, die Erscheinung von Zungen wie von Feuer, das Reden, so dass es alle verstehen... Damals in Jerusalem – die Menschen waren erfüllt und begeistert: Sturm, Feuer, Heiliger Geist – das sind Ausdrucksformen und Bilder für innerlich Erlebtes und Ergriffensein. Wir reden auch heute ganz ähnlich, wenn wir Gefühle beschreiben.
Wir sprechen davon, dass wir jemanden bestürmen, dass jemand im Sturm erobert wird. Wir sprechen von stürmischer Liebe... Ausdrucksformen für etwas, das uns aufrüttelt, mitreißt und bewegt. - Wir sprechen davon, dass jemand Feuer und Flamme ist, dass da Feuer dahinter steht. Wir sprechen von feuriger oder brennender Liebe und loderndem Hass. Ausdrucksformen für etwas, was uns nicht kalt lässt, das unsere Gemüter erhitzt und unsere Gefühle auflodern lässt. Das ist Pfingsten.
„Und sie wurden alle mit dem heiligen Geist erfüllt.“ Hier geht es um etwas, das von uns Besitz ergreift, uns erfüllt wie mit einem heiligen Schauer, uns bewegt und aufrüttelt, uns mitnimmt. Wir werden wieder eins sein und nicht mehr getrennt durch verschiedene Sprachen. Wir werden uns wieder verstehen: Die Sprache der Liebe, der Hoffnung, des Vertrauens, der Vergebung. Das war es, was Jesus seine Jünger gelehrt hatte.
Manfred Reichgeld (31.05.17)
Handeln statt reden
Ein Mann ging am Strand entlang und sah, wie ein Junge Seesterne ins Meer warf. Millionen von Seesternen lagen dort auf dem Trockenen. „Was soll denn das groß ändern“, fragte er ihn, „wenn du immer nur einen Seestern nach dem anderen hineinwirfst?“ Der Junge hob einfach den nächsten auf und sagte: „Für den hier wird sich sehr viel ändern.“
Nicht selten stehen wir vor einer ähnlichen Situation. Was können wir schon ändern? Mit dem freundlichen Lächeln und der kleinen Hilfe bewegen wir doch nichts – und nehmen die Dinge nicht so oder so ihren Lauf? Die Antwort Jesu auf diese Frage ist eindeutig: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut, das habt ihr mir getan.“ Vor Gott zählt allein die Art der Menschlichkeit, die Blinde sehen und Lahme gehen lässt (Jes 35,5.6) – es zählt, ob wir handeln statt reden, andere mitnehmen und teilen, gemeinsam unterwegs sind und die leeren Worte mit Leben füllen.
Unserem Zögern und unserer Mutlosigkeit stellt Jesus entgegen: Wer gibt und teilt, dient und sich einsetzt, mutiger zu hoffen und intensiver zu lieben wagt, wird alles gewinnen. – Bildlich gesprochen und der kleinen Geschichte zufolge: Jesus möchte, dass wir die auf dem Trockenen liegenden Seesterne ins Wasser zurückwerfen – auch wenn es nur wenige sind.
Manfred Reichgeld (25.04.17)
Ostern 2017
Zu allen Zeiten haben Menschen gefragt: Warum der Tod... und was ist Auferstehung? „Die Antwort finden wir im Johannes-Evangelium: Jesus sagt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“
Am leeren Grab sagte der Engel zu den Frauen: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ Mit Salböl und Tüchern sind die Frauen zum Grab gekommen. Sie gehen mit einem Auftrag und einer großen Hoffnung.
Mit der Auferstehung ist es wie mit einem Weizenkorn. In die Erde gelegt geht nach Tagen des Wartens die Saat auf. Frisch und hell leuchten die grünen Halme. Das haben die Frauen mit dem inneren Auge ihrer Seele gesehen, es gibt ein neues Leben nach dem Tod. Jesus lebt, weil seine Zeichen und Worte unvergesslich und ewig sind. Die Trauernden stehen auf zu neuem Leben und der, der gegangen ist, lebt weiter durch sie.
Durch die Hingabe Jesu verwandelt sich die Welt. Er stirbt für uns. Die Frucht seines Lebens ist unser Leben. Jesus stirbt aus Liebe und lässt uns verwandelt, gesegnet und versöhnt zurück. Seine Auferstehung durch den Tod hindurch ist auch unsere Auferstehung.
Manfred Reichgeld (03.04.17)
Freude
Freude – ein befreiendes Lebensgefühl, eine helle oder heitere Stimmung – bezogen auf eine angenehme Situation, eine Person oder Erinnerung...
Die Bibel stellt die Freude an Gott als Quelle der Kraft dar, als ein göttliches Prinzip, das alles Leben bewegt und voranbringt. In der Freude, die wir erleben und mit anderen teilen, finden wir das innere Gleichmaß, das uns zu uns selbst kommen lässt.
Wo die Fähigkeit erlischt, noch irgendetwas als erfreulich wahrzunehmen, schwindet die Bereitschaft zum Gespräch und zur Anteilnahme und schließlich jede Aktivität. Man kann daran erkennen, wie die Freude für alles menschliche Zusammenleben unentbehrlich ist. Wo sie fehlt, gelingt nichts mehr.
Nur kann man sich zur Freude nicht zwingen oder sie sonst- wie herbeiführen. Freude wächst auf dem Boden des Beschenktseins, dem Wahrnehmen dessen, dass und wie wir beschenkt sind. Über Zeit und Raum hinaus beschenkt sind wir mit dem, was uns Jesus anbietet. Ob uns seine Frohe Botschaft als befreiendes Lebensgefühl erreicht, entscheiden wir selbst – zuerst dadurch, dass wir tiefer vertrauen und mutiger zu hoffen wagen.
Manfred Reichgeld (08.03.17)
Die Welt ist voller guter Ideen.
Lass sie wachsen.
Da sind sie, die unzähligen guten Ideen, die als Schmetterlinge das All beflügeln, sich sammeln und, auf die rechte Bahn gebracht, aufblühen im Blumenmeer, wo sie das Zentrum des Universums umkreisen.
Sie reihen sich in den unendlichen Corso aller genialer kreativer Gedanken, die je ersonnen worden sind, ein und animieren dazu, sich am globalen Ideenwettbewerb zu beteiligen.
Positive Energien durchkreuzen den Fixstern. Ein Blütenherz erfüllt die Erde. Der Geist der Vollkommenheit und des Friedens überstrahlt die Szenerie in seiner Heiligkeit.
Heinz M. Müller Jan. 2017
Auf ein Wort - 2017
Handeln statt reden
Ein Mann ging am Strand entlang und sah, wie ein Junge Seesterne ins Meer warf. Millionen von Seesternen lagen dort auf dem Trockenen. „Was soll denn das groß ändern“, fragte er ihn, „wenn du immer nur einen Seestern nach dem anderen hineinwirfst?“ Der Junge hob einfach den nächsten auf und sagte: „Für den hier wird sich sehr viel ändern.“
Nicht selten stehen wir vor einer ähnlichen Situation. Was können wir schon ändern? Mit dem freundlichen Lächeln und der kleinen Hilfe bewegen wir doch nichts – und nehmen die Dinge nicht so oder so ihren Lauf? Die Antwort Jesu auf diese Frage ist eindeutig: „Was ihr dem geringsten meiner Brüder tut, das habt ihr mir getan.“ Vor Gott zählt allein die Art der Menschlichkeit, die Blinde sehen und Lahme gehen lässt (Jes 35,5.6) – es zählt, ob wir handeln statt reden, andere mitnehmen und teilen, gemeinsam unterwegs sind und die leeren Worte mit Leben füllen.
Unserem Zögern und unserer Mutlosigkeit stellt Jesus entgegen: Wer gibt und teilt, dient und sich einsetzt, mutiger zu hoffen und intensiver zu lieben wagt, wird alles gewinnen. – Bildlich gesprochen und der kleinen Geschichte zufolge: Jesus möchte, dass wir die auf dem Trockenen liegenden Seesterne ins Wasser zurückwerfen – auch wenn es nur wenige sind.
Manfred Reichgeld (12.01.17)
Auf ein Wort - auch 2016
Weihnachten 2016
„Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude“ (Lk 2,10). Das sind die Worte des Engels an die Hirten vor Bethlehem und an uns. - Es gibt sie die kleinen und großen Ängste, die verlorenen und enttäuschten Hoffnungen, die Angst vor Krankheit und Schmerz, vor Misserfolg und Einsamkeit... vor dem Tod. Und dennoch heißt es: „Fürchtet euch nicht.“
Es gibt jemanden, der stärker ist als alles, was uns gefährdet und bedroht: „Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt“ (Joh 1,1-19), das ‚Licht der Völker’, mit dem ‚der neue Tag’ begann, der niemals endet – nicht hier und nicht jenseits von Zeit und Raum. „Alle Enden der Erde schauen Gottes Heil“ (Jes 52,10). Von dieser Hoffnung leben wir: In Jesus sind Gott und die Menschen eins geworden.
Wir werden die Stürme und Anfechtungen des Lebens bestehen, wenn wir dem vertrauen, der von sich selbst sagt: „Ich bin die Wahrheit und das Leben.“ – Mit der Geburt Jesu in Bethlehem wurden uns alle Türen geöffnet, in der Liebe Gottes das zu finden, was wir in unserer unfertigen Welt vergeblich suchen. Ob wir die Einladung annehmen, nicht „draußen vor der Tür“ zu bleiben?
Manfred Reichgeld (09.12.16)
Über den Tag hinaus
Wenn uns in den unterschiedlichen Situationen des Lebens die Härte der äußeren Wirklichkeit trifft - Kälte, Dunkelheit und verlorene Hoffnungen -, redet Gott am deutlichsten in uns (in unserem Herzen).
Die Sehnsucht des Menschen nach der Zeit und dem Raum hinter allen Grenzen und die unbedingte Hoffnung darauf lässt uns die verborgenen Sprachen zwischen Himmel und Erde mehr und mehr verstehen und die Wirklichkeit in und um uns mit anderen Augen sehen. Diese Sehnsucht nach dem Unendlichen trägt nichts Unwirkliches in sich und nichts, was unserer Natur und göttlichen Bestimmung entgegenstünde.
Wie die Schwalben im frühen Herbst die Sehnsucht nach der grenzenlose Weite der Meere und Berge überkommt, vermag uns der Blick über den Tag hinaus auf einen neuen Weg zu bringen, auf dem sich Dunkelheit und Kälte wandeln in Licht und Wärme.
„Wandeln“ meint nicht, dass Gefahren und Hindernisse auf unseren Wegen wie von selbst verschwinden, „wandeln“ meint, vor Hindernissen nicht stehen bleiben, mutiger zu hoffen wagen, mehr vertrauen und gemeinsam unterwegs sein. – Der Weg, den wir gehen, ist wichtig. Ein Ziel ohne eigenen Weg gehört uns nicht.
Manfred Reichgeld (07.11.16)
Aber nur eines ist notwendig
Im Lukas-Evangelium (10, 38-42) fragt eine Frau Jesus, den sie und ihre Schwester zum Essen eingeladen haben: „Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt?“ Jesus antwortet: „Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, und das soll ihr nicht genommen werden.“
Zu meinen, Jesus erachte die „täglichen Sorgen und Mühen“ gering und rede statt dessen „den großen Visionen“ das Wort, erscheint ganz unbegründet. Die täglichen Dinge des Lebens sind wichtig und notwendig – aber darin können wir uns auch verlieren, und das allemal Wichtigere, mit Händen nicht greifbar, bleibt womöglich gar nicht oder zu wenig bedacht.
Dass Jesus auf die genannte Frage so und nicht anders antwortet, wissen wir auch aus anderen Begebenheiten, wo es ganz ähnlich darum geht, nicht zu messen und zu vergleichen, sondern über den Tag hinauszublicken, das Unsichtbare zu sehen und die verborgenen Sprachen zwischen Himmel und Erde zu hören.
Der Tisch, an dem wir uns zusammenfinden und gemeinsam essen, weist über sich hinaus, wenn wir nicht zuerst darüber sprechen, mit welcher Mühe wir die Speisen „und das alles“ vorbereitet haben. – Auch hier gilt: Wir dürfen sein, was sich in uns entfaltet – auf eigenen Wegen und in dem, was wir frei entscheiden. Das ist der neue Anfang, den uns Jesus anbietet.
Manfred Reichgeld (28.09.16)
Glauben
Deo credere (glauben, dass wahr ist, was Gott sagt)
Deum credere (glauben, dass ER Gott ist)
in Deum credere (glaubend lieben, glaubend Ihm anhangen)
(Augustinus)
Ich glaube dir ... – darin drückt sich ebenso uneingeschränkt wie vorbehaltlos aus: Ich glaube, dass es sich so verhält, wie du es gesagt hast. Der relativierende Zusatz: Ich bin mir nicht ganz sicher (oder ähnlich)... meint nicht „glauben“ im eigentlichen Wortsinn, sondern sagt letztlich: Ich glaube (dir) nicht...
„Ich glaube an den Gott des Lebens und der Liebe und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn.“ Damit sagen wir auch: Gott hat sich den Menschen in einer ihnen vernehmlichen Weise offenbart. Wir glauben: In Jesus Christus ist das Wort Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. In ihm haben wir Anteil an der göttlichen Wahrheit, durch ihn und mit ihm gehen wir dem entgegen, was uns als Vollendung jenseits von Zeit und Raum zugedacht ist.
Es bleibt die Frage, wie göttliche Rede/Offenbarung die Menschen „konkret“ erreicht. Es gibt keine genauere Antwort als die von Thomas von Aquin: Offenbarung bedeutet die Mitteilung eines geistigen inneren Lichtes, wodurch die menschliche Erkenntnis befähigt wird, etwas zu gewahren, das ihr sonst verborgen bliebe. – Simone Weil berichtet von sich selbst, sie habe die Christuswahrheit angenommen, als sie auf dem Gesicht eines jungen Kommunikanten erschüttert die Nähe Gottes aufleuchten sah.
Das Innerste des Offenbarungsgeschehnisses ist der göttliche Mitteilungsakt selbst; der aber bleibt aller menschlichen Erkenntnis und der anschaulichen Vorstellung unzugänglich.
Manfred Reichgeld (05.09.16)
Alles kann, wer glaubt
Im 9. Kapitel des Markus-Evangeliums (Mk 9,14-29) wird erzählt, dass ein Mann mit seinem kranken Kind zu Jesus kam und ihn anflehte: „Wenn du kannst, hilf uns; hab Mitleid mit uns. Jesus sagte zu ihm: Wenn du kannst? Alles kann, wer glaubt.“
Nicht unerklärliche oder magische Kräfte bewirken das Heilwerden an Leib und Seele. Die einzige Kraft, die Jesus für wirksam hält, ist die Kraft des Glaubens und des Vertrauens, das er (von Gott her) jeder Form menschlicher Not entgegenbringt.
Die heilenden und aufhelfenden Wendungen in Leid und Not hängen nicht von uns selbst ab. Nichts, außer dem Vertrauen, dass Gott an uns barmherzig handelt, steht in unserer Macht. “Alles kann, wer glaubt.“ Wir werden die Stürme und Wogengänge des Lebens bestehen, wenn wir dem folgen, der uns auf seinen Weg einlädt und von sich sagt: „Ich bin die Wahrheit und das Leben.“
Manfred Reichgeld (15.07.16)
Regenbogen
„Ein schützendes Dach, eine helle Brücke, ein Tor über Himmel und Erde. Gottes Bogen in den Wolken, ein Bogen der Freude und der Freundschaft.“ So beschreibt Hubertus Halbfas den Regenbogen, von dem der Kinderlyriker Josef Guggenmos in einem Gedicht ebenso bildhaft sagt: „So herrliche Farben kann keiner bezahlen, sie über den halben Himmel zu malen.“
Der Regenbogen – ein Zeichen für Gottes Bund mit den Menschen und seit Alters her ein Bild dafür: Gott und die Erde sind eins. Als Licht- und Farbbogen, der auf der Erde beginnt, den Himmel berührt und auf der Erde endet, bewundern wir das Naturphänomen: „Ihn malte die Sonne mit goldener Hand auf eine wandernde Regenwand“ (J.G.).
Aus großer Höhe betrachtet, sieht der Regenbogen in Form und Farben ganz anders aus. Ein doppelter Ring, rund und vollkommen, zugleich geheimnisvoll und über das Sichtbare hinausweisend: Innen mit Violett beginnend, über Indigo und Blau zu Grün, Gelb und Orange bis zu einem warmen Rot und von dort wieder alle Farben durchwandernd bis zum anfänglichen Violett.
Vielleicht lässt uns der alles überstrahlende „Licht- und Farbenkreis“ und der Regenbogen als ein Teil davon etwas mehr von dem ahnen, wenn die Bibel davon spricht, dass Gott in unzugänglichem Licht wohne und er selbst das wahre Licht sei.
Manfred Reichgeld (29.06.16)
Du bist mein
„Es war einmal...“, so beginnen die Märchen, die wir aus unseren Kindertagen kennen. Wenn wir über Jesus und die Texte der Evangelien sprechen, sagen wir nicht „Es war einmal“. Wir sprechen so, als wäre Jesus gegenwärtig... und in dem, was er sagt, ist nichts vergangen oder „aus alter Zeit“ wieder hervorzuholen. – „Ich bin bei euch alle Tage“ (Mt 28,20)...
Von Jesus und über ihn wurde immer „präsentisch“ gesprochen. Die Texte des Neuen Testaments sind Texte des „mitlaufenden Anfangs“ – zeitlos gültig ... und nichts in ihnen ist vorläufig oder begrenzt. Von daher stellt sich nicht die Frage: „Was hatte Jesus damals – vor 2000 Jahren – zu sagen? Die Frage lautet vielmehr: „Was bedeutet (z.B.) „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh 14,6)“ für mich ganz konkret jetzt und hier?
Wir kennen den Weg Jesu und das, was er zum Leben sagt. Ob wir diesem Angebot so oder so folgen, entscheiden wir selbst. Zur Freiheit sind wir berufen – so wie die Menschen damals in Judäa und Jerusalem. - Jesus sagt: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein“ (Jes 43, 1-7). In dem, wie wir dazu stehen, entscheidet sich unser Leben.
Manfred Reichgeld (13.06.16)
Wahr und wirklich
Was ist wahr? Was ist wirklich? Neben anderen sind das die Fragen, denen wir in ganz unterschiedlichen Situationen unseres Lebens nachgehen und auf die wir je und dann Antworten finden, nicht selten ohne die letzte Sicherheit, die wir suchen.
Wir glauben, dass der Gott des Lebens und der Liebe wahr und wirklich ist, wohl „wissend“, dass diese Wirklichkeit unserer Träume und Hoffnungen – so paradox das erscheinen mag – wirklicher ist als die reale, greifbare Wirklichkeit, die uns umgibt und die wir als solche wahrnehmen.
In der Nacht das Licht sehen und die verborgenen Sprachen zwischen Himmel und Erde zu hören, ... ist für unser Verständnis von uns selbst wirklicher als das äußerlich Sichtbare und alle Erklärungsbilder, die unseren “Wahrnehmungen des Herzens“ entgegenstehen.
Das Problem besteht nicht darin, eine nicht sichtbare Wirklichkeit als real und gegeben anzunehmen, sondern in unseren Visionen und Hoffnungen das widerlegt zu sehen, was wir „wirklich“ nennen. Anders formuliert: Unser Glaube an Gott hilft uns, die Welt und die Stellung der Menschen in ihr zu verstehen und entsprechend zu handeln – trotz aller Grenzen, dem Leid und der seelischen und materiellen Armut, die uns umgeben.
Manfred Reichgeld (30.05.16)
Wer in mir bleibt...
„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ Das ist die Antwort Jesu auf die Frage: Welchen Weg soll ich gehen – und auf welches Ziel hin soll ich unterwegs sein?
Die Antwort ist eindeutig: Wer in mir bleibt, der bringt reiche Frucht... In diesem sehr schönen Bildwort sagt Jesus auch: Ihr seid nicht allein auf eurem Weg, auch dann nicht, wenn ihr vor Hindernissen und an Abgründen steht, müde werdet oder nicht mehr weiter wisst. Wohin ihr auch geht, ich bin bei euch alle Tage.
Wenn die Reben vom Weinstock getrennt werden... – wir wissen, was dann geschieht: Von Minute zu Minute mehr schwindet alles Leben, das Holz verdorrt und zu nichts mehr nütze, wird es ins Feuer geworfen.
„Denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ Das ist ein Angebot des Lebens und der Liebe, zu dem wir ja oder auch nein sagen können. Niemand drängt uns, uns so oder anders zu entscheiden.
Manfred Reichgeld (09.05.16)
ER sah ihn an
Im Markus-Evangelium (10, 46-52) ist die Heilung des blinden Bartimäus die letzte Wunderheilung Jesu auf dem Weg nach Jerusalem vor seiner Passion und Auferstehung. – „Herr, ich möchte wieder sehen können!“ Was sonst kann ein Blinder in der ihn endlos umgebenden Nacht sich wünschen! Jesus antwortet ihm: „Geh, dein Glaube hat dir geholfen.“ Und der, der sogleich sehen konnte, folgte ihm auf dem Weg.
Der eigentliche Sinn dieser Episode liegt nicht in der Antwort auf die Frage, ob wir eine solche Wunderheilung noch in unserer Wirklichkeit unterbringen können, vielmehr darin, dass wir das Jenseitige im Diesseitigen „verstehen“ und entsprechend handeln, d. h., vertrauen in die (auf-)helfenden und heilenden Gaben des Himmels. Die, die dabei sind, sehen, wie „die Dinge“ äußerlich erscheinen. Der Blinde, der das Geheimnis sieht, mehr zu hoffen und zu vertrauen, wagt und wird nicht abgewiesen, ist der eigentlich Sehende.
Schon in der altchristlichen und byzantinischen Kunst wurden die Heilungswunder an Blinden immer auch metaphorisch verstanden und entsprechend abgebildet: Christus bringt das Licht in unsere Welt durch die befreiende Kraft seines Evangeliums. Erleuchtet und sehend wird der „innere Mensch“ – und damit heil an Leib und Seele.
Der blinde Mann von Jericho,
der kann nun wieder sehn.
Der Lahme aus Jerusalem,
der kann nun wieder gehn.
ER sah sie an mit seinem Blick
und nahm sie bei der Hand.
ER sprach dabei ein neues Wort,
wie keiner sprach im Land.
(nach Wilhelm Willms; bearbeitet)
Manfred Reichgeld, 08.04.16
Ostern – das Fest des Lebens
Mit der Auferstehung Jesu ist der Kreislauf von Stirb und Werde für immer unterbrochen und der Tod in all seinen Erscheinungen überwunden – die vermeintlich „ehernen Gesetze“ (Goethe) gelten nicht mehr. In sprachlichen Bildern versuchen wir uns ein wenig diesem Geheimnis zu nähern: Gott hat Christus zu sich erhöht und ihm einen Namen gegeben, der größer ist als alle Namen.
Die Evangelien sagen, der auferstandene Christus sei den Jüngern erschienen – doch zunächst erkennen sie ihn nicht. Nur wo ER das Sehen gibt, wird er gesehen, man berührt ihn und doch ist er unberührbar, er ist derselbe und doch ganz anders. Auferstehung ist kein Zurückkehren in irdisches Leben, sondern Auferstehen in das Leben Gottes. Diese Wahrheit sehen die Augen des Glaubens, für die so das Unsichtbare sichtbar wird.
Am leeren Grab sagte der Engel zu den drei Frauen: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ Anders formuliert: Christus hat die Himmel durchschritten und sitzet zur Rechten Gottes. – Auferstehung ist ein Geschehen in Gott, ein Mysterium des unzugänglichen göttlichen Lebens, nicht zu sehen mit unseren äußeren Augen, aber doch wahr und wirklich.
Ostern – das Fest des Lebens: Jesus lebt – und mit ihm leben auch wir.
Manfred Reichgeld (15.03.16)
Zwischen Angst und Vertrauen
Im Matthäus-Evangelium (14, 22-33) wird erzählt: Als die Jünger in der Nacht mit einem Boot auf dem Meer waren, kam ihnen Jesus über das Wasser entgegen. Da sie ihn nicht erkannten, erschraken sie und schrieen vor Angst. „Doch Jesus begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht“ (14,27).
„Ich bin“ sind die Worte, mit denen im Alten Testament sich Gott zu erkennen gibt – als der Grund unseres Daseins und als Ort des Vertrauens, wenn wir Zuflucht und Halt suchen in den Stürmen und Wogengängen unseres Lebens. Als Petrus Jesus erkennt, bittet er ihn, es ihm gleich zu tun und über das Wasser zu ihm zu kommen: „Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und ging über das Wasser auf Jesus zu. Als er aber sah, wie heftig der Wind war, bekam er Angst und begann unterzugehen. Er schrie: Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus und ergriff ihn...“ (14, 29-32).
Die Geschichte erzählt auch von unserem Leben: Es gibt keinen sicheren Grund unter unseren Füßen. Was uns als vergeblich, vergänglich und zerbrechlich entgegentritt, überwinden wir nur, wenn wir auf den schauen, der vom anderen Ufer auf uns zukommt und seine Hand nach dem Ertrinkenden ausstreckt.
Manfred Reichgeld (23.02.16)
Was für uns gut ist
In ganz unterschiedlichen Situationen unseres Lebens, in unserer Not und unserem Leid, neigen wir dazu, Gott bestürmen zu müssen, dies und jenes zu tun – in der Annahme, genau zu wissen, was für uns gut ist – wenn nur Gott es auch wüsste...
Wie niemand sonst weiß Gott, was für uns gut ist – auch wenn wir nicht verstehen, warum Leid und Schmerz je und dann nicht enden wollen, warum unsere Hoffnungen sich nicht selten als durchsichtig und fern der Wirklichkeit erweisen, ... Gott verlässt uns nie; er ist uns immer nahe - und nicht erst, wenn wir ihn rufen.
Was uns als nichtig, leer und sinnlos-schmerzhaft erscheint, lässt sich allein in der Gewissheit ertragen, dass am Ende alle Tränen getrocknet sind und wir Gottes gewahr werden so wie es Jesus in Galiläa und Jerusalem gelehrt hat: „Du bist mein geliebter Sohn.“
Auf die Unwägbarkeiten und Gefahren in unserem Leben haben wir nur einen begrenzten Einfluss. Anders auf das, was in uns selber vor sich geht und wie wir – glaubend und hoffend – zu Gott stehen. Darin entscheidet sich unser ganzes Leben.
Manfred Reichgeld (12.01.16)
Ostern entgegen
Amor est magis cognitivus
quam cognito.
Die Liebe ist weit erkenntniskräftiger
als die Erkenntnis (selbst).
Umberto Eco
Vertrauen und Zuversicht
Wir werden uns dem Geheimnis Gottes nicht nähern, indem wir nach „fotografischen Beweisen“ und Erklärungen für die Welt suchen... – wohl aber darin, dass sich unser Glaube in der Frage begründet, wo sich für Menschen Orte von Geborgenheit, von Liebe, von Vertrauen und Zuversicht gegenüber dem Tod finden lassen...
Es bleibt die Hoffnung
Wenn Menschen von Reife zu Reife sich selber wahrnehmen und den eigenen und den fremden Tod als unerklärlich und bedrohlich empfinden, bleibt die Hoffnung, dass der Gott der Liebe nicht das im Tod belässt, was er ins Leben rief. Dafür steht die Zusage Jesu: Wo ich bin, da werdet auch ihr sein.
Licht hinter allen Grenzen
Was wird sein...? Wir wissen es nicht. Und wenn wir es wüssten, was wäre gewonnen? Unsere Einstellung zum Tod hat mit der Liebe zu tun, die wir als höchstes Glück selber erfahren und weitergeben. Zu lieben und geliebt zu werden, lässt uns das Licht und die Weite erahnen, die wir hinter allen Grenzen glauben.
Sehnsucht nach Unendlichkeit
Es gehört zum Wesen des Menschen, tief in sich die Sehnsucht nach Unendlichkeit zu spüren... – Für jemanden, der leidet - z.B. -, ist das Leid ein „Beweis“, dass es etwas anderes geben muss: Freude, Glück und Licht und Weite hinter allen Grenzen. Ist es nicht so, dass letztlich der Glaube an die Unsterblichkeit uns erst zur Liebe befähigt?
Auferstehen
Die Auferstehung Jesu in das Leben Gottes verheißt, dass Gott in Ewigkeit möchte, dass wir sind. – Nur dieses irdische Leben, ohne Hoffnung über den Tag hinaus... anders müssten wir leben und alles tun, um uns die Gedanken an den Tod aus unserem Denken zu vertreiben.
Vollendung
Was für Jesus, „den Ersten der Entschlafenen“ (1 Kor 15,20), gilt, gilt für alle, die nach ihm kommen: Auferstehen in das Leben Gottes heißt: das irdische Leben des Menschen hat eine ewige Zukunft. – Mit den Spuren, die wir in der Welt hinterlassen, mit der Geschichte unseres Lebens – und nicht losgelöst davon – gehen wir der Vollendung in der göttlichen Liebe entgegen.
Jesus lebt
Der Versuch, das Unbegreifliche in einer abstrakten Farblithographie (Alfred Manessier: „Auferstehung“) sichtbar zu machen: Eine explodierende Sonne... im Zentrum zu hellster Leuchtkraft verdichtet... die Reste von Schwere und Dunkelheit und die letzten Spuren des Sichtbaren werden aus sich herausgeschleudert ... Neues und für immer Bleibendes entsteht – von unvorstellbarer Kraft und Wirkung: Der Tod ist nicht mehr. Jesus lebt.
(Manfred Reichgeld)
Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Jesus,
den Ausländer,
der bei vielen von uns nicht mehr willkommen ist,
weil sie in ihrer Enge erstarren
und Angst um das Ersparte haben.
Ich hoffe aber,
dass die Liebe größer ist als Angst und Hass.
(Heinz M. Müller)
Den Schatz finden
„Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und er kaufte den Acker“ (Mt 13, 44f). – Wir wissen, was Jesus in diesem Gleichnis seinen Jüngern damals und uns heute anbietet.
Ein bisschen dafür sein, abwarten, relativieren und abwägen, ... das mag in entsprechenden Situationen unserer täglichen Erfahrung sinnvoll oder auch geboten sein – das meint Jesus nicht. Wenn wir den Schatz entdeckt haben, dann gibt es im weiteren keine Alternativen: Der Mann verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker.
Auch wenn es uns nicht gelingt, wie Franz von Assisi oder Mutter Teresa „alles zu verkaufen“... wir sind auch „in den kleineren Dingen des Lebens“ auf dem Weg Jesu: Der Mann, der seine an Demenz erkrankte Frau seit Jahren liebevoll pflegt und betreut, hat den Schatz im Acker gefunden... er ist Gott und den Menschen nah...
Mt 13, 44f mag uns daran erinnern, dass dem „Finden“ (und dem Ankommen) ein nicht zufälliges oder beliebiges Suchen vorausgeht.
Auf der anderen Seite, auch wenn wir den "Schatz" nicht suchen, haben wir ihn ein für allemal schon gefunden - in der Zusage Jesu: "Wohin ihr auch geht, ich bin bei euch alle Tage". Es sind Augenblicke des Ergriffenseins, wenn uns die Liebe und das Glück begegnen und unsere Hoffnung nähren, beschenkt zu sein über Zeit und Raum hinaus.
Manfred Reichgeld(05.01.15)
Und immer fromm und artig sein!
( wie das Bonnefanter-Männchen )
Belächeln wir nicht, wenn wir ehrlich sind,
diese Aufforderung, die uns zu Vorgestrigen macht?
Heute zählen scheinbar nur Macht, Geld und Leistung.
Doch wenn wir uns selber nicht in den Fokus der Wichtigkeit rücken,
sondern uns niederknien, kleinmachen und zurücknehmen,
erwachsen aus dieser Haltung der Demut neue Stärke und wahre Größe.
Wir sehen nun den Himmel über uns,
sehen Gott (als Kind in der Krippe),
einen Gott, der sich herablässt, um zu dienen, . . . . . . mit uns zu dienen.
Heinz M. Müller
Heinz M. Müller
Mit jeder Geburt wird Gott Mensch,
kommen Hoffnung und Liebe erneut in unsere Welt.
Jeder Mensch trägt göttliches Potenzial in sich,
das erkannt, geweckt und zum Wohl der Menschheit
eingesetzt werden will. (H.M. Müller)